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09.09.2025 Namibia

Die Deutsch-Namibische Partnerschaft im Bereich Energie und Wasserstoff

Herausforderungen in Chancen verwandeln

Simon Inauen, Projektleiter für Erneuerbare Energien und Grüner Wasserstoff bei der GIZ Namibien, spricht über die innovative Partnerschaft zwischen Namibia und Deutschland im Bereich grüner Wasserstoff – ein Projekt, das die nachhaltige Energiezusammenarbeit zwischen Industrie- und Entwicklungsländern grundlegend verändern könnte.

Die Partnerschaft zwischen Namibia und Deutschland im Bereich Energie und grüner Wasserstoff ist weit mehr als ein technisches oder wirtschaftliches Vorhaben – sie verkörpert eine gemeinsame Vision für eine tiefere Zusammenarbeit zwischen Namibia, Deutschland und der Europäischen Union.
Auf der einen Seite steht Europa mit einem wachsenden Bedarf an sauberer Energie, Ressourcen und Fachkräften; auf der anderen Seite Namibia mit dem Ziel, Wirtschaftswachstum, Beschäftigung und Investitionen zu fördern. Diese Partnerschaft zeigt beispielhaft, wie internationale Kooperation im 21. Jahrhundert gelingen kann: auf der Grundlage von gegenseitigem Respekt, strategischer Abstimmung und einem „Dreifach-Gewinn“ – für beide Regionen und für den Planeten.

Die namibisch-deutsche Wasserstoffkooperation bietet die Chance, zu einem globalen Vorbild für nachhaltige Energiepartnerschaften zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu werden. Dabei geht es nicht nur um den Export von grünem Wasserstoff, sondern auch darum, diesen Energieträger zur lokalen Wertschöpfung zu nutzen: etwa durch die Entwicklung neuer namibischer und afrikanischer Produkte auf Basis von PtX-Derivaten, grünem Eisen oder der Verarbeitung von Rohstoffen wie Lithium – vollständig betrieben mit erneuerbarer Energie.
So kann Namibia seine reichen Ressourcen und eine der weltweit günstigsten Quellen sauberer Energie in einen strategischen Wirtschaftsvorteil verwandeln. Die GIZ unterstützt diesen Prozess im Auftrag der deutschen Bundesregierung und der Europäischen Union auf mehreren Ebenen des entstehenden Ökosystems: in Bildung und Ausbildung, in der Förderung von KMU und Start-ups sowie in der Klima- und Energiepolitik.

Dieser Ansatz stärkt nicht nur die industrielle Basis, sondern auch die sozialen und ökologischen Dimensionen der Transformation. Das Potenzial dieser Partnerschaft ist enorm – doch um es zu verwirklichen, braucht es Mut, Vertrauen, strategische Führung und erhebliche Investitionen.

Um dieses Potenzial zu entfalten, müssen deutsche und europäische Förderinstrumente klug und strategisch eingesetzt werden. Eine der zentralen Herausforderungen liegt in den strukturellen Nachteilen, denen afrikanische Länder wie Namibia aufgrund deutlich höherer Finanzierungskosten ausgesetzt sind. Diese führen derzeit dazu, dass afrikanische Wasserstoffprodukte auf dem Weltmarkt teurer erscheinen als europäische – obwohl sie technisch günstiger herzustellen wären. Dadurch drohen Europa und Afrika eine strategische Chance zu verpassen, die mit gezielter Finanzierung und geeigneten Partnerschaftsmechanismen genutzt werden könnte.

Die Förderung sollte sich nicht ausschließlich auf Großprojekte wie Hyphen konzentrieren, sondern auch die Einbindung von kleinen und mittleren Unternehmen sowie die Qualifizierung lokaler Arbeitskräfte unterstützen. Nur wenn lokale Akteure sinnvoll eingebunden werden, kann der oft beschworene „Trickle-down-Effekt“ tatsächlich greifen. Der starke deutsche Mittelstand hat hier viel zu bieten – und ist bereit, Wissen und Technologie im Rahmen eines gegenseitig vorteilhaften Austauschs zu teilen.

Gleichzeitig müssen wir unseren Blick erweitern: Diese Partnerschaft darf sich nicht allein auf den Export von grünem Wasserstoff beschränken. Sie muss auch Fragen des Energiezugangs und der ländlichen Entwicklung berücksichtigen. Derzeit haben weniger als 50 % der ländlichen Bevölkerung Namibias Zugang zu Strom – viele Schulen, Kliniken und Haushalte sind noch immer nicht elektrifiziert. Eine gerechte Energiewende muss auch diese Gemeinschaften erreichen. Unser gemeinsames Engagement richtet sich daher auch darauf, die Elektrifizierung des ländlichen Raums als zentrales Ziel zu beschleunigen.

Wir erkennen auch: Die Produktion von grünem Wasserstoff benötigt Fläche – große Landgebiete. Umso wichtiger ist es, ökologische Auswirkungen frühzeitig, systematisch und verantwortungsvoll zu berücksichtigen. Gemeinsam mit namibischen Partnern bereiten wir derzeit eine Initiative zur Biodiversitätskartierung im Tsau Khaeb Nationalpark (Sperrgebiet) vor. Ziel ist es, sensible Ökosysteme zu schützen und unvermeidbare Eingriffe durch hochwertige, wissenschaftlich fundierte Ausgleichsmaßnahmen zu kompensieren. Auch hier wollen wir Maßstäbe setzen – für Namibia und für die globale Wasserstoffwirtschaft.

Die Deutsch-Namibische Energiepartnerschaft steht an einem Wendepunkt. Sie hat das Potenzial, zu einem weltweiten Modell für faire, nachhaltige und zukunftsorientierte Zusammenarbeit im Energie- und Rohstoffsektor zu werden.

 

Quelle: Inauen, S. (2025): "The German-Namibian Partnership in energy and hydrogen: turning challenges into opportunities". Global African Hydrogen Summit Magazine

Über die Partnerschaft:

Deutsch-Namibische Wasserstoff Kooperation

Im Jahr 2023 setzten Namibia und Deutschland ihre dynamische internationale Partnerschaft fort, die sich der Förderung sauberer Energielösungen mit Schwerpunkt auf grünem Wasserstoff widmet. Diese Zusammenarbeit ist Ausdruck der Erkenntnis beider Nationen, dass diese saubere Energiequelle ein enormes Potenzial birgt, und zielt darauf ab, lokale Wertschöpfungsketten für grünen Wasserstoff für den Export in den europäischen Markt aufzubauen. 

Namibian-German Hydrogen and PtX Cooperation

"Die Deutsch-Namibische Kooperation im Bereich grüner Wasserstoff bietet die Chance, zu einem globalen Vorbild für nachhaltige Energiepartnerschaften zwischen Industrie- und Entwicklungsländern zu werden."
Simon Inauen, Simon Inauen, Projektleiter für Erneuerbare Energien und Grüner Wasserstoff, GIZ Namibien

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